Sonntag, 17. Januar 2010

"Maxe, wie issen dess?"



Eigentlich kommt es nicht mehr oft vor, dass ich meinen Fernseher für das nutze, für was er eigentlich mal gemacht wurde: Fernsehen. Seit der Anschaffung meines Flatscreens bin ich mir selber zu schade, die wunderschöne Bildqualität meines Plasma-TVs für Talkshows, in Werbung-getränkte Serien und beschissene Castingshows zu vergeuden. Meine Boxen sind zu schön, um durch die Worte der durchweg furchtbaren deutschen "Comedyelite" beschmutzt zu werden. Dieses Gerät ist wie sein Besitzer: zu gut für den Pöbel.
Dennoch passiert es an Tagen, an denen mein Ungeschick durchblitzt oder die Grobmotorik aussetzt, das irgendwie ein Finger oder eine, ich nenn sie mal frech "Gesäßbacke", auf der heimischen Fernbedienung landet. Dann sehe ich für einen Moment das Unheil, was in der deutschen Fernsehwelt herrscht. Und jedes Mal wird es schlimmer. So kam ich vor einigen Tagen in Kontakt mit den ehemaligen Musiksender MTV. Zwischen der Millionsten Jackass Wiederholung (Nicht mal der Spot dafür wurde in knapp 10 Jahren geändert) und einer Sendung über eine asiatisch-aussehende Frau, deren Talente sich auf Bisexualität und ein stark-alkoholisches Getränk im Nachnamen reduzierte, erblickte ich die Sendung GAME ONE. Die zwei gescheiterten GIGA-Seelen Simon und Daniel vergewaltigen hier das Videospielthema und wären gerne dabei das, was der Shit! Blog ist: Witzig. Nicht das ich die 2 Nerds nicht mögen würde, nein. Schließlich geben sich diese 2 Herren durchaus pfiffiger und gewitzter als die Redakteure und gleichzeitigen Sprecher der GamePro DVDs. Aber manchmal ist mir das dann doch zu gewollt albern und die Urteile über die Spiele sind mir ein Stück zu oberflächlich.
So wurde in der letzte Ausgabe das Spiel "The Saboteur" mehr oder weniger zerrissen, Gründe waren Punkte wie "veraltet", "langweilig" und "schlechte Dialoge". Da ich eigentlich ein Fan der ersten Saboteur-Trailer war, musste ich dem Punkt auf den Grund gehen.
Dazu animierte mich die übertriebene 9.6 Wertung von IGN.com Wertung zum Kauf des Spieles "Bayonetta", was von einem anderen namhaften US-Magazin schlichtweg als "makelos" bezeichnet wurde. Auch hier wollte ich mit einem kritischen Blick begutachten, ob der gepriesene Perfektionismus über eines "der besten Spiele der letzten Jahre" wirklich gerechtfertigt ist.
Last but not least habe ich mir aufgrund eines Amazon-Gutscheines und der schicken Verpackung einfach mal das Spiel "Darksiders" zugelegt - ohne je etwas darüber gelesen zu haben. Aber als kooler Typ muss man auch mal was wagen. Klarer Fall.
Ob Saboteur den durchwachsenen und Bayonetta den auffallend-guten Urteilen der Fachpresse gerecht werden kann und ob Darksiders überhaupt ein richtiges Videospiel ist, erfahrt ihr im folgenden Beitrag unserer neuen Kategorie "Alle Drei Zusammen" . Viel Erfolg.




"BAYONETTA" (PS3/XBOX360)

Die Spielegrotte ist etwas, was ich nicht verstehe. Da sitzt irgendwo in einem Dorf dieser Marc Fettweis bei Mutti im Wohnzimmer und reguliert bosshaft den gesamten deutschen Videospiel-Online-Versandhandel. Ein Mann allein gegen Amazon.de und Co. Glaubt ihr nicht? Bilder der Halo3 Lieferung im Oktober 2007 sprachen eine eigene Sprache. Zusammen mit Vati, Mutti, nem Metalkumpel und der Schwester wurde die gut 1000-Spiele-große Lieferung erst ins Wohnzimmer getragen und dann schön ordentlich in bester Akkordarbeit verpackt. Massenabfertigung mit Einzelhändlercharisma - vorbildlich.
Aber nicht nur wegen der Familienbetriebaura bin ich Fan von der Spielegrotte. Die Kosten sind gemessen an den Wucherpreisen der Elektromärkte und Kaufhäuser mehr als fair und der Versand in der Regel fixer als bei der Konkurrenz. Dazu gibt es einen sehr einfachen gebührenfreien Gebrauchtmarkt, SMS Service, Vorbestellungen, etc. Aber das Tollste ist: Bei der Grotte kriegt ihr alles früher.
Als sich zum Beispiel Deutschland zum offiziellen Release von "Modern Warfare 2" vor lauter Angst, kein Spiel zu bekommen, in die netten 70 Euro- Vorbestell-Listen der seriösen Gamestopkette einschrieb, nur um dann nachts um 12 in der bibbernden Kälte sein Spiel zu ergattern, hatte der Spielegrotte-Vorbesteller sein Modern Warfare 2 im Regelfall schon einige Tage im Regal stehen und meistenfalls auch schon durch. Und das zum Preis von 50 Euro.
Der Versand von der Spielegrotte war im Falle Modern Warfare 2 mit einer Woche vor Release sogar so schnell, das einige Konten von Zockern von Microsoft kurzzeitig gesperrt wurden. Man vermutete Raubkopien und keinen so schnellen Versandhandel.

Auch im Falle "Bayonetta" leistete die Spielegrotte Mafia-ähnliches. Knapp einen Monat vor Release im deutschen Handel konnte man den neuesten Titel von Sega passend zum Weihnachtsgeschäft erstehen. Und das auch nur bei der Grotte. Alle anderen Händler releasten den Titel am offiziellen Termin, dem 7.1.2010. Zu dem Zeitpunkt hatte ich meins schon lange durch und weiter verkauft.

Ein guter Vorspung, um Resumee über das Spiel zu halten, von dem alle Magazine schreiben, dass es angeblich "Devil May Cry" UND sogar "God Of War" von der Pole Position des Hack'n Slay Genres gedrängt haben soll.

Ich fange da an, wo auch das Spiel anfängt: Am Anfang (klatsch, klatsch, gut gemacht Robbenjunge! Hier eine Sardine!). Ich glaube, einen hektischeren Einstieg in ein Videospiel gab es eigentlich noch nie. in solchen Momenten hätte ich gern eine Zeitmaschine. Ich würde einfach so einen vollkommen bekloppten Ritter schnappen, ihn mit hier her schleppen, auf die Couch setzen, den Anfang von Bayonetta über Dolby auf dem Plasma zeigen und dann mal abwarten, wie er so reagiert. Wenn er nicht einfach auf der Stelle explodiert, ist er kool.
"Bayonetta" beginnt mit einem Kampf auf einer abgebrochenen Glockenturmspitze, die durch das Weltall saust und von Sternen, Drachen, Engeln, Steinen und Monstern umkreist wird. Also so, wie jedes gute Spiel anfängt. Dabei läuft asiatische Popmusik. Ich lass das mal so stehen.

Als mein Körper entkrampft, wische ich mir den Schaum vom Mund und blicke auf das einleitende Video für das Prolog-Level. In gerenderten, aber dennoch starren Bildern erzählt sich das Spiel mit Sprache und Untertiteln auf eine sehr eigene, innovative Art und Weise. Ich mag aber leider nur in den wenigsten Fällen die Story von Videospielen, daher ist mir das egal. Die Figuren scheinen allerdings Klischee-behaftet zu sein. Die Kampfszenen sind geil. Blut, wackelnde Mangatitten und so. Brät.
Ich kämpfe mich durch die ersten Abschnitte und stelle unter Freuden fest, dass die nächste Generation der Hack'n Slay Spiele wirklich ein Erfolg zu sein scheint: Schnelle Schnitte, abgedrehte Moves, große Gegner - das 2.0 seines Genres wenn man so will.
Bayonetta ist dazu endlich ma wieder eine Figur, auf die man wichsen kann und die einem dennoch dabei was Kluges zum Thema Politik erzählen könnte. Das ihr Anzug aus ihren eigenen Haaren ist, kenne ich zwar von der Mutter meiner Ex (ich nannte sie liebevoll Hagrid), hat hier aber sogar etwas Verführerisches und macht in ihrem Fall auch Sinn.

Nach 12 Stunden habe ich das Spiel dann durch. Auf Leicht. Ich bin ehrlich: Diese verrückte Japanstory war mir zuviel. Ich hab nix mitbekommen. Aber die Brüste waren schön. Gab es denn sonst noch was? Klar. Motorradfahrten. Epische, riesige Endgegner. Berge an Krach. Sehr schöne Level, gehalten in sehr ordentlicher, ansehlicher Grafik. Unendliche viele Moves und Taktiken. Eine faire Latte an Gamerscore. Klingt fast so, als wäre dieses Spiel seine 9.6 Punkte wert.

Ab hier sollte man dann doch mal die Ernüchterungsglocke läuten. Denn "Bayonetta" ist trotz aller Schönheit und Feierei ganz bestimmt keine 9.6 Punkte wert.
Mit Sicherheit spielt das Spiel in seinem Genre irgendwo ganz vorne mit und die Figur an sich hat auch das große Potential Kult zu werden. Da hat Sega mal seit langem wieder was richtig gemacht. Aber "Bayonetta" hat trotz seinem ausgereiften Kampfsystem, seiner Figuren und seiner Grafik zwei große Defizite:

a) Bayonetta ist mir persönlich zu abgedreht. Ich fand das Spiel schön und das Durchspielen war auf jeden Fall auch ein Erlebnis, ich finde aber trotzdem, wie auch schon bei der "Devil May Cry" Reihe keinen richtigen Zugang zu diesen schnellen, abgedrehten Japangames. Dafür bin ich Videospiel-technisch zu westlich groß geworden. Daher finde ich auch Aussagen wie "Besser als God Of War" unsinnig, da God of War an und für sich wesentlich massentauglicher ist und dabei die gleichen fesselnden Vorzüge wie auch "Bayonetta" bietet.

b) Das Spiel ist zu Genre-speziell. Klar ist die grobe Überschrift des Titels "Action Adventure", der Kauf kann aber für viele Interessenten auch nach hinten losgehen. Das fängt an bei der obengenannten Hektik und endet beim sehr hohen Schwierigkeitsgrad. Denn auch schon auf NORMAL ist "Bayonetta" fordernd und wird auf höheren Schwierigkeitsstufen nur noch für Vollprofis (und vorallem Vollnerds) zu zocken sein. Das merkt man auch an den Gamerscore, die an und für sich nichts Unmögliches verlangen, für den Laien aber dennoch schlichtweg unmöglich vollzumachen sind. Jeder Gegner erfordert seine Taktik. Nicht so hart wie in der todesschweren "Ninja Gaiden" Reihe, aber man soltle schon gut drauf sein, wenn bei allem über "Leicht" die Nerven behalten möchte. Man muss also, um "Bayonetta richtig zu erleben" sehr mit diesem Genre in Verbindung stehen. Erst dann lassen sich aus meiner Sicht die 9.6 Punkte rechtfertigen. Ein gutes Spiel sollte allerdings nicht immer erst den Vollprofi verlangen, Daher ist die sehr großzügige Wertung aus dem Hause IGN.com meiner Meinung nach zu hoch angesetzt.

Unterm Shit! gesagt: "Bayonetta" ist die Erfüllung für die Nerds ihres Genres, aber nur ein sehr gutes, kurzweiliges Spiel für den Rest der Zockermenschheit. Grafik, Sound, Story (was ich so mitbekommen habe), Action - passt alles, hätte aber auch noch einen Ticken westlicher sein können. Die Hektik und der Schwierigkeitsgrad nagen am Perfektionismus für Außenstehende.

Shit! Wertung: 8.4 / 10





"THE SABOTEUR" (PS3/ XBOX360)

Wer sich an den grandiosen Shit!-Halbjahresrückblick aus 2009 erinnert, kennt meine Liebe für das sich in den letzten Jahren verbeitete "Wir finden das GTA Prinzip super und kopieren das jetzt einfach mal" Genre. Es kotzt mich an. Was anfangs noch amüsant und innovativ wirkte, wandelte sich in den letzten Jahren in ein nerviges, viel zu weit verbeitetes Spielkonzept, welchem sich viel zu viele Arschlöcher annehmen. So wie Autotuning. Oder Ed Hardy Shirts. Ok, das war ja beides wirklich noch nie kool.

Auch EAs "The Saboteur" ist der Meinung, dass es immer noch total irre-krass ist, großflächige Level mit Autos zu erkunden, von Auftrag zu Auftrag zu kutschieren und dabei die Umgebung nach Nebenmissionen abzusuchen. Klar verstehe ich den Wunsch, der Entwickler, dem Spieler viele Optionen zu geben und von der geradlinigen Storyline der meisten Action-Adventure abzuweichen. Allerdings ist mir die Umsetzung in Beispielen wie aktuelleren Beispielen wie "Red Faction" oder "Prototyp" dann doch ein Stück weit zu unüberlegt und die Darstellung der Hauptcharaktere zu herzlos. König der Diebe ist aber weit über allen immer noch die zweiteilige "Saints Row" Reihe, in welcher ja wirklich NIRRRCHTS aus den eigenen Feder stammt. Hier gibt es ja sogar Überschneidungen mit den Songs der Radiosender. Kurz: Wenn GTA Uffie ist, ist Saints Row eine doppelte Kesha. Und mit seinen langweiligen Charakteren auch mindestens genauso herzlos. Es kann halt nicht jeder einen Tommy Vercetti oder Nico Bellic kreieren.

Im Falle "The Saboteur" kann man zumindest im letzten Punkt dem Spiel keinen Vorwurf machen. Man hat VERSUCHT, den Hauptpotragonisten Tiefe zu geben - auch wenn dabei eigentlich nur an der Oberfläche gekratzt wurde wie in einem Roland Emmerich Film. Hauptfigur Sean Devlin, ein rumhurender und trinkender Ire aus dem Klischeebilderbuch, verliert seinen besten Freund Jules nach einem manipulierten Autorennen gegen Nazi-Schönling Kurt Diekler in Saarbrücken. Um Rache an den Dudes des dritten Reichs zu nehmen, taucht Sean in Begleitung von Jules' Schwester Veronique bei Homeboy Vittore im von Nazis-übersähten Paris unter - und der Rachefeld beginnt.
Spätestens hier kommt der ganze geleistete Glanz der GTA Reihe zum Einsatz: Waffenhändler versorgen euch mit dem nötigem Equipment, im freien Erkundungsmodus macht ihr alles kaputt, wo das böse Kreuz draufgedruckt wurde, fahrt Auto, werdet von der bösen Nazipolizei gejagt und entkommt durch Verstecken oder Verlassen des roten Radius auf eurer Karte. In Missionen infiltriert ihr Gebäude, jagt böse Bauten in die Luft, nehmt auf Geschütztürmen platz und schiesst in wilden Verfolgungsjagden haufenweise Nazis über den Haufen, die, wie in jedem richtigen Nazi-Videospiel, den guten alten Flammenwerfer sporten.
Die Grafik wirkt dabei jedes Mal ok, aber leider auch eingestaubt. Als lobende Besonderheit fallen die eingenommenen, noch hoffnungslosen Stadtbezirke auf, welche bis zur Hilfe durch eure Hand in schwarz/rot/weiß Töne ala "Sin City" getränkt sind. Allerdings ist hier aufgrund des schwachen Kontrastverhältnisses auch manchmal im Grafik-Wirrwarr nur schlecht das ein oder andere Detail zu erkennen.

Die Story bedient sich weitgehend dem großen Rachenfeld an Kurt Diekler und seinen braunen Schergen. Die Missionen reichen von abwechslungreich bis "Echt, jetzt SCHON WIEDER WAS IN DIE LUFT JAGEN?!". Die deutsche Version leidet neben sehr durchwachsener Synchro (Schlechtgeschriebene Dialoge, wechselnde Stimmlautstärke innerhalb der Gespräche, fehlende Sätze die dann einfach auf englisch weiterlaufen) neben dem typischen Nazi-Problem: Das Kreuz mit den Haken wird nicht gezeigt und stattdessen durch das allseitsbeliebte "Eiserne Kreuz" ersetzt. Das ist zwar natürlich nicht tragisch, schliesslich ist das Hakenkreuz ja nicht "viel geiler" als das eiserne Kreuz, dennoch Frage ich mich, warum hier immer noch so eine seltsame Zensur in Deutschalnd stattfindet. Als ich im August 2009 in einem holländischen Videospielladen das neue "Wolfenstein" erstand, reagierte der Händler recht grimmig auf meine Aussage "Ihr habt so ein Glück, dass ihr das Spiel mit Hakenkreuzen spielen könnt!" Als Holländer hört man sowas wahrscheinlich nicht so gerne von einem Deutschen. Sind ja schon im Fussball besser als die. ich minderte die Situation dann allerdings mit einem frechen "Hupsi" und einer schnellen Bezahlung. Rausgehen sollte ich dann trotzdem ziemlich schnell.

Solche naiven Aussagen wären nicht von meinen Lippen gegangen, wenn Deutschland sich nicht immer so pinzig mit seiner Geschichte umgehen würde. War halt so. Heute weiß jeder Deutsche mit Verstand und einem IQ über 10, dass die Geschehnisse von 33-45 nicht gerade zu den Glanzleistungen unseres Landes gehören. Durch Hakenkreuze in Spielen wird wohl kein normaler Jugendlicher sagen "Boah, geil, eigentlich is das voll schön! Will ich auch!" - Die Verwendung des eisernen Kreuzes schreibt die Geschichte negativ um und behaftet das heute noch von der Bundeswehr verwendete Eiserne Kreuz negativ. Wir müssen bedenken, dass viele Jugendliche ihren Geschichtsunterricht nur noch durch Videospiele erfahren. Was sollen die denn denken, wenn die später mal zum Bund kommen? Das die Paris einnehmen? Eben. Aber mir soll es ja egal sein.

Fassen wir zusammen: "The Saboteur" hat dumme Dialoge, mittelmässige Grafik mit Staubschicht, ein zusammengeklautes Spielprinzip und flache Figuren. Klingt nicht besonders wichtig, oder?

Ich muss aber gestehen, ich hatte und habe totalen Spaß in diesem Spiel gefunden. "The Saboteur" verkauft sich trotz seiner Schwächen überdurchschnittlich gut und hat durch das besetzte Paris eine sehr eigene bizarre Kulisse, die man unbedingt entdecken möchte. Auch die einfache Geschichte und die endlos-vielen Attentatmissionen (Freeplay Games) auf deutsche Besetzungseinrichtungen fesseln den Durchschnittszocker lange am Bildschirm - oder zumindest mich. Ich wurde mit sehr niedrigen Erwartungen am Ende doch überrascht. Ich kann gar nicht erklären warum. Wenn ein Spiel soviel offensichtliche Angriffsflächen bietet und am Ende doch rein durch Atmosphäre überzeugt, muss es wohl gut sein. Und Gamerscore/Trophy-mässig geht auch einiges: Schwierigkeitsgrad unabhängig sind die Gamerscore zwar zeitaufwendig, aber keinesfalls unmöglich. So mag man das doch.

Unterm Shit! gesagt: Schwächen und Geklautes hin oder her: "The Saboteur" macht Spaß. Und das sogar länger als erwartet. 70€ braucht ihr dafür nicht ausgeben, aber für einen günstigen oder Gebrauchtpreis solltet ihr euch das Spiel zulegen, wenn ihr auf eine unkomplizierte Genre Alternative im GTA Stil Bock bekommt. Flair hat es Allemal. Und Nazis erschiessen kommt halt nie aus der Mode.

Shit! Wertung: 8.1 / 10




Darksiders (PS3/XBOX360)

Spiele auf gut Glück zu kaufen ist keiner meiner Stärken. Als kleiner Junge besaß ich die Eigenschaft, jedes Spiel für den Game Boy, NES und SNES zu erstehen, was eine einigermaßen schöne Verpackung hatte. Gab es ein Spiel zu einem Film oder Serie, welche(n) ich mochte: Her damit. Notfalls auch mit Gewalt. Weit entfernt von Amazon.de und GameStop erwarb ich meine früheren Spiele gemeinsam mit Mutti im heimischen Neckermann-Laden auf der Hauptstraße in Rodgau. Den Teppichboden der örtlichen Filiale kannte ich zu gut, schliesslich lag ich doch nicht selten einige Male strampelt und schreiend auf dem Boden, bis das gewünschte Spiel aus der Vitrine (Ja, da gab es noch Vitrinen!) zur Theke wanderte. Dabei stellten sich die erworbenen Games nicht selten als magere Flops heraus. Ich glaube, zu den Toptiteln meiner Sammlung zählten "Rocky & Bullwinkle - The Videogame" und "Angriff der Killertomaten" für den alten Game Boy. Mein letzter dokumentierter Fehlkauf aus der Vitrine war letztendlich "Cruisin USA" für den N64, an den sich wahrscheinlich jeder Zocker von euch unter kreischenden Schmerzen zurück erinnert. Seitdem durchläuft jedes zu erwerbene Spiel in meiner Sammlung eine Art Qualitätskontrolle, welche sich durch sorgfältiges Checken der Wertungen einschlägiger Magazine auszeichnet. So wurde die Zahl der schlechten Spiele in meinem Regal in den letzten 15 Jahren von "viel" auf "Null" gesenkt. Zumindest in Bezug auf den unbeabsichtigten Fehlkauf. Das "Alone in The Dark 5" oder "Larry" sich nicht gerad als Granate entpuppen, war abzusehen - aber ihr wollt ja auch hier unterhalten werden.

Bei "Darksiders" hatte Vati Maxe aber dann doch mal die Risikohose an. Zu faul, um sich nur eine einzige Preview durchzulesen oder ein Video anzuschauen. Einfach mal wieder was wagen. So wie Rumbumsen in Thailand. Im schlimmsten Fall ist es halt HIV. Nur aufgrund eines einzigen Kommentares bei Spielegrotte, nämlich den, dass es "Ein Zelda für Erwachsene sei" kaufte ich mir "Darksiders" für die heimische Xbox.

Als das Spiel anfängt, bin ich ertmal geschockt: Das soll die Grafik sein? Na vielen Dank. Sieht so dumm aus wie Bionic Commando. Hätte auch die alte XBox geschafft. Der Spieler übernimmt die Rolle von KRIEG (Der Dude heisst halt echt so!), der den Konflikt zwischen Himmel und Hölle lösen soll, welcher ungünstiger Weise zwischen den Fronten, also auf der Erde, ausgetragen wird. Irgendein Pakt ist dahin und jetzt sind alle ziemlich angepisst. Wie gesagt, ich bin schlecht, wenn es um so Storylines bei Spielen geht.
Im ersten Abschnitt prügelt man sich dann mit riesigem Schwert durch eine von Himmel und Hölle zerstörte Großstadt. Eingefallene Hochhäuser, gerissene Straßen, kaputte Autos, tote Menschen und ganz viel stinkwütende Dämonen. Das volle Programm. Mit Zelda hat das nichts zu tun. Das Gehacke und Geslaye geht eher Richtung "God of War". Ist aber auch wie im genannten Spiel mindesten genauso eindrucksvoll. Ein gutes Spiel bedarf schliesslich nicht immer Meilensteinen an Grafik.

Es geht weiter. Krieg macht seinem Namen alle Ehre und zeigt, dass er echt sauer ist auf den doofen Vornamen, dem seine Eltern ihm gegeben haben. Obwohl: Savas heisst ja auch Krieg. Auf türkisch. Deshalb ist der Herr Essah auch immer so auf Anscheißen in seinen Texten hinaus. Jeder verarbeitets halt anders.

Nach endlosem Gehacke über die Straßen, Gebäude und frischeingerissene Gräben lernt ihr euern zukünftigen Dealer Vulgrim kennen. Der in Geistform-gegossene Watto ist so schmierig wie er aussieht und versorgt euch absofort in bester Händlertradition mit Waffen, Upgrades, Energie und allem, was so ein Krieg braucht, um seinem Namen so richtig gerecht zu werden. Dazu bekommt er in späteren Abschnitten die Funktion als Trans-Rapid-Möglichkeit, mit welcher ihr euch schnell zwischen den einzelnen Abschnitten der doch sehr ausgiebigen Karte hin- und her bewegen könnt. Aber trotz großer Karte und vielen Abschnitten is das Spiel in seinem Aufbau strikt. Erst später könnt ihr nach eigenem belieben die Welt von "Darksiders" erkunden und mit neuen Tools geheime Abschnitte und Kisten finden.

Die Geschichte nimmt ihren Lauf und führt euch mit jedem Schritt weiter raus aus der Stadt mitten in das Ausmaß der Zerstörung. In einem von Feuer durchtränkten Stadtteil lernt ihr euern mit sofortiger Wirkung schlechtgelaunten Arbeitgeber kennen, welcher euch den Auftrag gibt, die vier Herzen der Wächter zu ergattern. Ab hier beginnt der spannende und auch gleichzeitig Zelda-lastige Teil: Riesige Dungeons müssen erkundet werden. Der Aufbau der Dungeons ist auch wie im großen lieben Vorbild aber verstrickter als erwartet. Karten müssen gefunden und Schätze geborgen werden, um in weitere Abschnitte vorzudringen. In jedem Tempel befindet sich ein wundersamer Gegenstand (Enterhaken, Bomben, etc.) den ihr nach dem Finden beliebig nutzen könnt und welcher euch absofort das Erkunden neuer Spielbereiche ermöglicht. Spätestens hier wird klar: Das ist ja echt ein Zeldaklon. Zwar in böse und mit literweise Blut - aber es ist einer. Auch die massigen und teilweise sehr anspruchvollen Rätsel, welche für weiteres Vorankommen gelöst werden wollen, sind wirklich vom großen Vorbild abgeluchst und glücklicherweise auch genauso gut umgesetzt. Im späteren Verlauf häufen sich die Parallelen zum Myamoto Meisterwerk und spätestens, wenn KRIEG auf einem bösen, gemeinen Pferd durch die Landschaft reitet und mit Pfeil und Bogen auf böse Buben schiesst wisst ihr, wem dieses Spiel Tribut zollt. Aber wisst ihr was? Das ist total egal. Denn das Spiel ist so wahnsinnig super, dass ich darauf scheißen kann.

Und auch in Punkto Spielzeit lässt sich "Darksiders" nichts vormachen. Mit knapp 20 Stunden strikter Handlung im Action-Adventure Stil (+ kleine Rollenspielelemente) bietet das Game für einen fairen Preis (47€ bei Amazon) mehr als man erwartet hat.

Eine Frage stellt sich zum Ende allerdings dann doch: Warum ist verdammt nochmal keiner auf die Idee gekommen, das Zelda-Prinzip zu kopieren? Chancen gab es in den letzten 20 Jahren dafür doch wohl genug. Dafür schaffte es die gesamte Videospielindustrie binnen 7 Jahren das GTA-Prinzip auf den Tiefpunkt zu reissen und ein blödes Spiel nach dem anderen auf den Markt zu werfen. Selbst Spiele wie das aktuelle Larry (hier gehts zur Shit! Trashreview) machten davor nicht halt. An Zelda traute sich aber seltsamerweise niemand ran. Vielleicht aber auch besser so.

"Darksiders" ist also, trotz seiner eindeutigen Fusion aus "God Of War" (Story, Kampfsystem) und sämtlichen "Zelda" Teilen ein wirklich großartiges Spiel geworden. Selbst die Grafikschwäche vom Anfang merzt sich im Laufe des Spiels immer weiter aus, so das am Ende nichts ausser Spielspaß bleibt. Selbst die Gamerscore sind fair und fordernd, so das weitere Motivation für den Zocker raugeschlagen wird. Der erste Hit im Jahre 2010 und zu recht von der Fachpresse ein gelobter Titel, wie ich dann später nachlesen durfte.

Unterm Shit! gesagt: "Darksiders" hat nicht das Potential zum Hit. Es ist einer. Es erfüllt die Kriterien eines guten Spieles in so gut wie allen Punkten und spielt sich, trotz manch hakeliger Stelle fast durchweg fair. Grafik und Sound bewegen sich im guten Mittelmaß, aber es muss ja nicht immer Crysis sein. Ihr merkt, ich schwärme. Ja, das tu ich. Ich habe mit nichts gerechnet und ein waschechtes Brett an Spiel aufgetischt bekommen. In Zeiten, in den Spiele wie Halo3 Jahre angekündigt werden, nur um am Ende den Zocker mit 4 Stunden Spielzeit mehr oder weniger zu verarschen, ist "Darksiders" ein nötiger Titel, um die großmäuligen verkoksten Arschlöcher mal von ihrem hohen Ross zu holen. Ich kann nicht mal gerade Witze einbauen, so angetan bin ich. Großes Ding. Punkt.

Shit! Wertung: 9.3 / 10

6 Kommentare:

  1. du kannst MTV Game One nicht feiern ? was für ein frevel ! das team macht eine super sendung und sie haben einen unterhaltsamen blog. auf die lasse ich nichts kommen.

    ansonsten ist der artikel wieder sehr gut (und unterhaltsam) geschrieben.

    übrigens: bayonetta gab es im gamestop (in dresden) auch schon zwei wochen früher.

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  2. und wieviel hats gekostet? nur 200 euro?
    game one is schon ok. wirklich. steht ja auch da. aber manchma sind die halt spasten.

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  3. keine ahnung, aber da Gamestop sowieso immer zu teuer ist, gehe ich von 70 euro aus.

    hast du übrigens auch eine mail bekommen weil die grotte gehackt wurde und viele kundendaten rausgezogen wurden ?

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  4. Ja klar. Megahart. Da hab ich mich ja auch totgefreut. Nicht.

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  5. Wieder mal sau lustige Reviews. Wird mal Zeit hier den Blog nen bisschen im Bekanntenkreis weiterzuempfehlen.

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  6. ich freue mich über neue leser! dann lohnt sich der quatsch sogar! grüße, party pooper

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