Shit, i did videogames.: Trash #7: Leisure Suit Larry: Box Office Bust

Ich fang jetzt mal ganz unprofessionell an: "Leisure Suit Larry: Box Office Bust" ist die größte Scheiße, die ich jemals in meinem ganzen Leben gespielt habe. Ich bereue den kurzzeitigen Kauf dieses Spiels mindestens genauso wie meine Exfreundin oder die Entscheidung, zur Abiturszeit Politik-Wirtschaft als Leistungskurs genommen zu haben. Ich bin ja echt ein toleranter Zockerknabe, der viel offener ist als seine ganzen Spiele-Nazi-Freunde, die sich nichts mehr anschauen, was nicht mindestens eine 85% Wertung in der ach-so-tollen Gamepro bekommen hat. Aber beim neunten Teil der sowieso ja schon sehr zweifelhaften Larry-Reihe konnte ich kein Auge mehr zudrücken. Ich nahm mir die Zeit, ich versuchte es zu tolerieren, ich gab ihm eine Chance - aber alles was bleibt, ist unbändiger, immer noch tiefsitzender Hass, der auch knapp drei Wochen nach diesem traumatischen Erlebnis nicht weg zu bekommen ist. Egal was ich mir anschaue, mit wem ich rede, was ich denke oder fühle... in Bruchteilen von Sekunden schiessen mir immer wieder Bilder vor die Augen, die zwar so kurz sind, dass ich sie eigentlich nicht wahrnehmen kann, aber von denen ich dennoch weiß, dass sie da sind. Als hätte Tyler Durden das immer wieder auftauchende Bild eines Penisses in meine geistige Filmrolle eingeklebt. Nur das es sich hier nicht um ein pralles männliches Glied handelt, sondern um grauenvoll-beschissenen Bewegbilder aus dem neuesten Codemasters-Verbrechen. Der Penis wäre mir lieber gewesen.

Penis ist auch ein gutes Stichwort, um auf die "Inhalte" dieser Granate von Codemasters einzugehen. Denn wie auch in den acht Vorgänger-Teilen will eure Figur Larry eigentlich nur eins: Knattern. Nicht knattern wie eine Baseballkarte in den Speichen eines Fahrrads, sondern eher in Richtung Rocco Siffredi. Deshalb ist die Geschichte auch schon mal super: Der alte Larry hat inzwischen ein Filmstudio erbaut und möchte, dass der junge Larry dort anfängt zu arbeiten, um die Konkurrenz der gegenüberliegenden Anal Studios auszuspionieren (HA! IST DAS NICHT GEWITZT? DIE HABEN DIE KONKURRENZ ANAL GENANNT! DAS IST WITZIG WEIL ANAL DOCH WAS PERVERSES IST! OH MEIN GOTT, ICH SCHIFF MIR AN DEN ARSCH VOR LACHEN!). Also fährt Larry zu Larry in die Larry Studios. Inhalte und Story gestalten sich von der ersten Sekunde so innovativ wie die Namensgebung der Charaktere. Larry lernt in einem Tutorial seine unglaublichen Fähigkeiten (springen, schlagen, laufen, stehenbleiben, Pause drücken) und man bekommt einen Eindruck von der ausgereiften Grafik, die dir l

autlachend ins Gesicht sagen soll: "Du spielst es tatsächlich, du Idiot!" Einen Sound gibt es so gut wie gar nicht. Alles was man hört, sind viel zu leise Dialoge, keine Musik und ab und zu das Rauschen eines Golfwagen Motors. Die Steuerung der Figur gestaltet sich trotz der großartigen Einfachheit (ich wiederhole nochmal: springen, schlagen, laufen, stehenbleiben, Pause drücken... ach, UND Controller weglegen und etwas anderes machen) ein wenig kompliziert. Denn im Gegensatz zu anderen Spielen hat man den Schwierigkeitsgrad von Larry durch "Nicht- Reagieren-auf-das-was-mein-Spieler-gerade-verlangt" angezogen. Das ist selbstverständlich eine Herausforderung... das ist die Treppe runter zu fallen aber auch. Larrys Bewegungen sind so reaktionsarm, das sogar der schreckliche Mensch, der die "Alone in the Dark" Autofahrsequenzen programmiert hat, sagt: "Frechheit!" Die Verzögerung in den Schlägereien hat das grenzwertig sein schon lange überzogen. Kein Schlag sitzt oder trifft. Das einzig gute ist, dass die Gegner gerne mal in Polygonkanten hängenbleiben. So kann man sie dann doch noch erledigen. Ein trauriger Ausgleich.

Der Spielablauf orientiert sich natürlich an GTA. Klar. Man kann Autos klauen, bzw ein Auto (es gibt tatsächlich nicht mehr... und das ist nicht mal ein Auto, sondern ein Golfcaddy), Time-Trial-Rennen fahren (mit dem einen Golfcaddy), optionale sowie Pflichtmissionen erfüllen und unglaubliche Minispiele machen, wie zum Beispiel "Frauen abschleppen". Dabei muss man verschiedene Frauen in einem "Gib dir richtige Antwort" Spiel davon überzeugen, warum man der Tollste ist. Das ist nicht sonderlich schwer, da jede Antwort richtig ist. Ein wenig wie Lotto "7 aus 7". Die Dialoge sind dabei natürlich viel zu lang, endlos flach und über die Grenzen hinausschiessend rassistisch und frauenfeindlich. Alles scheint von so unglaublicher Dummheit getränkt, dass man denken könnte, Jessica Simpson hätte ihre Hände im Spiel.
Um die Abwechslung noch abwechlungsreicher zu gestalten, gibt es neben den Studioleveln noch die Traumwelten. Die Traumwelten sind tatsächlich noch beschissener als der Rest des Spiels, denn man kann nicht mal raus. In den Traumleveln wird Larry (der Neffe von Larry, der in den Larry Studios arbeitet) in verschiedene Filmparodien katapultiert. Vorlagen hierfür waren Titanic, Brokeback Mountain und das Thriller Video (?). Natürlich passiert auch hier gar nichts, ausser das zB im Westernlevel das eine Auto durch das eine Pferd ersetzt wurde. Ich glaube gesehen zu haben, dass die Grafik auch anders war. Aber bei all der lieblosen Gestaltung ist sowas nur sehr schwer feststellbar. Ist das ein Berg oder ein Gebäude? Ist das ein Cowboy-Hut oder ein Tumor? Man weiss es nicht.

Nach 7 Stunden Qual verabschiede ich mich dann aus dem neunten Teil von Larry. Ich habe es zwar nicht durchgespielt, aber das ist jetzt egal. Man muss ja nicht alles machen für ein paar Gamerscore. Wirklich nicht. Vorallem nicht bei einem so wahnsinnig-schlechtem Spiel wie diesem. Ich habe nie erlebt, dass etwas durchweg SO schlecht sein kann. Nicht mal der Verkaufsschlager Sex funktioniert hier. Zwar sind alle Häuser, Säulen, Statuen, Briefkästen und Wolken in Schwanz- oder Tittenform und ab und zu wird auch mal "Dirty Talk" betrieben... aber dennoch ist das Spiel nicht eine Sekunde wirklich anstössig. Es traut sich einfach nichts. Hätte man dann wenigstens bei all der heißen Luft, die geredet wurde, ein paar ausgepackte Polygontitten gesehen oder ein richtiger Blowjob oder iiiiirgendetwas. Da hat sich ja God of War mit seinem Quick Time Gebumse sogar mehr getraut. Aber hier passiert rein gar nichts, ausser das Frauen und Schwarze in diesem Spiel keinen wert haben. Sogar die Gamerscore sind schwer zu bekommen. Erwarten die echt, dass man dieses Spiel NOCHMAL durchspielt? Ich setz mich auch nicht freiwillig in die Oper. Naja, dann sinds halt nur 110 Punkte... hautpsache, ich darf es ausmachen. Dieses verfluchte Hillbilly-Spiel.

Als ich es bei der Spielegrotte für 16 Euro gebraucht verkaufe, habe ich fast schon ein schlechtes Gewissen. In Horrorfilmen macht man auch oft den Fehler, dass man das Übel nicht tötet, sondern einfach im Glauben bleibt, der böse Mann sei verbrannt. Die Fortsetzung beweist dann meistens das Gegenteil. Auch im Fall Larry 9 frage ich mich, ob ich es nicht besser hätte zerstören sollen, als noch ein unschuldiges Leben durch das Spielen dieser Todesqual zu versauen. Aber jetzt ist es zu spät. Ich werd die verdienten 16 Euro jetzt besser anlegen... schliesslich gibt es ja jetzt endlich Far Cry auf DVD.

SPIELSPASS UND PRÄSENTATION