Samstag, 9. Mai 2009

Trash #8: Viking - Battle of Asgard


Man sagt ja oft, dass früher alles besser war. Das kann ich in gewisser Weise sogar unterschreiben... zum Beispiel wenn es um solche Themen wie Musik oder Filme geht. Im Punkto Videospiele gibt es aber nicht viel, was ich vermisse. Das beziehe ich nicht auf spielerische Inhalte oder Belanglosigkeiten wie Grafik, Sound, bla. Nein. Was ich meine, ist das Ganze drumherum. Reviews und Previews im Netz halten uns heute auf dem neuesten Stand. Früher hattest du höchstens mal ein Magazin, eindimensionale, grobaufgelöste Bilder, wenn überhaupt. Spiele wurden nach den Inhalten auf der Rückseite und der Gestaltung des Frontcovers ausgesucht. die Katze im Sack war die Scheiße im chip. Das war nicht leicht zu verkraften bei einem sehr hohen Spielepreis. Gameboy Spiele kosteten damals 70 DM. Das war viel Geld für etwas, was man nicht kannte. NES Spiele gingen auf die 100 DM zu, SNES Cartridges bewegten sich sogar im 120 - 150DM Bereich. Heute ist das alles dank England und Ebay und Spielegrotte ein wenig einfacher und vorallem billiger zu ergattern. Schlechte Währungskurse sind schliesslich unser Freund.
Das größte Problem der frühen Neunziger und seiner Zockerei war allerdings die Tatsache, dass es so gut wie keine Hilfestellungen für verlorene Spieler auf dieser Welt gab. Die einzigen Quellen für arme Zocker, die seit Stunden an der einen und selben Stelle hingen und ums Verrecken nicht weiterkamen, waren das Nintendo Magazin und die Nintendo Hotline. Super. Das Nintendo Magazin war damals noch kostenpflichtig zu erwerben und hatte im Gegensatz zu späteren Jahren einen gewissen Wert. Nachteil war aber der Fakt, dass wirklich jedes abgedruckte Spiel in den Himmel gelobt wurde... ähnlich wie es auch im Burger King Magazin seltsamerweise nie zu einer schlechten Kritik kommt ("Wenn ihr 'Der Tag an dem die Erde still stand' noch nicht gesehen habt, wisst ihr nicht was Kino ist!"). Vorteile am Nintendo Magazin waren ausführliche Wegbeschreibungen bzw Komplettlösungen, die dank 2D Optik einfach und schick präsentierbar waren. Sowas wie ein Navi von links nach rechts, nur ohne nervige Stimme. Problem war, dass die 100 Seiten nicht Platz für ein ganzes Spiel beinhalten konnten. So wurden die Lösungen der meisten Spiele gestückelt. Dumme Zocker konnten also jeden Monat nur ein Level spielen, den Rest der Zeit mussten Sie warten. Mein Nachbar war so einer. Der lacht aber auch heute mit LOL und ist arbeitslos. Ich denke mal, wegen dem LOL.Geschieht ihm recht.
Die Nintendo Hotline hingegen hatte überhaupt keinen Zweck. Ich glaube, sie war sogar der Grund, warum man das Internet erfunden hat. Bei der Nintendo Hotline konnte man für günstige 2,50DM/ Minute anrufen und fragen, wie denn das und das so funktionieren soll. Kompetente Männer und Frauen, die vor Stapeln an Komplettlösungen zu Nintendospielen aller Plattformen saßen, wühlten sich durch Papierberge und Ordner, um dann Antworten zu geben, die einem nicht wirklich weiterhalfen. So gab es zum Beispiel eine Stelle in Ducktales auf dem NES, die mich über Stunden hinweg beschäftigte. Also nutzte ich den großartigen Kundenservice der Nintendo Hotline für folgenden Dialog.

Kleiner Max: "Da ist dieser Hügel!"
Kundenservice: "Spring drüber!"
Kleiner Max: "Geht nicht..." (weint)
Kundenservice: "Oh, warte, dann verbinde ich dich mit unserem DUCKTALES SPEZIALISTEN, dem Michi!"
(Tuten)
Ducktales Spezialist Michi: "Hallo Kumpel!"
Kleiner Max: "Hallo Michi!"
Ducktales Spezialist Michi: "Wo brennts denn?"
Kleiner Max: "Da ist im dritten Level dieser Hügel!"
Ducktales Spezialist Michi: "Spring drüber!"
Kleiner Max: "Daaas geeeeht aaaaaber niiiicht!!"
Ducktales Spezialist Michi: "Kein Grund frech zu werden. Warte, ich verbinde dich mit unserer DUCKTALES HÜGEL-IM-DRITTEN-LEVEL SPEZIALISTIN, der Manuela!"
(Tuten, Ungeduld)
Ducktales Hügel-im-dritten-Level Spezialistin Manuela: "Hallo Max!"
Kleiner Max: (bibbernd) Hügel... Level 3... geht nich!!!"
Ducktales Hügel-im-dritten-Level Spezialistin Manuela: "Schon mit Springen versucht?"
Kleiner Max. "Ah, jetzt gehts!"

Toll, wie das damals geklappt hat. Ducktales Spezialist war im Übrigen mal ein anerkannter Beruf. Wurde uns aber von den Chinesen weggeschnappt. Gemein.

Solche Momente wie der geschilderte ergaben sich in meiner Jugend häufig. Das mit Abstand längste Gespräch mit anschliessender Taschengeldkürzung entstand allerdings wegen einem ganz besonders absurden Titel: "Harley's Humongous Adventure" für den SNES. Wer jetzt beim Lesen des Titels selber mit Stolz "KENN ICH!" sagen konnte, darf sich offizielle "Shit!" Self-High Five geben. Denn das Spiel war im Jahre 93 so Untergrund, dass nicht mal Nintendo es selbst kannte. Aus einer harmlosen Frage, wie man denn vom Waschbecken zur Badewanne komme, entstand eine telefonische Odysee durch jegliche Leitung im Nintendogebäude Groß-Ostheim. Eine Stunde ging schon nur dafür drauf, den Titel des Spiels auszusprechen... als 10-Jähriger mit keinerlei Englisch-Skills ist es echt schon mehr oder weniger Mathe, den Titel "Harley's Humongous Adventure" auszusprechen und dabei von einem Erwachsenen verstanden zu werden. Als ich es dann letztendlich buchstabiert hatte, kam man zu dem Ergebnis, dass es das Spiel nicht gebe und man wollte wissen, wo ich es her habe. Anscheinend vermutete man einen illegalen Spielehersteller-Ring im Kreis Offenbach. Nach dem 2 Stündigen Gespräch wusste ich zwar immer noch nicht, wie Harley jetzt vom Waschbecken zur Badewanne kommt, aber konnte immerhin meiner Mutter erzählen, dass ich mit "gaaaaanz Nintendo telefoniert habe und die toootaaaal nett waaren!" Sie fands auch super, vorallem als die Rechnung kam. Für das ausgegebene Geld hätte man damals auch in die USA fliegen können, um die Entwickler selber zu fragen, wie es denn weiterginge.

Heute passiert so etwas nicht mehr. Heute habe ich mein Laptop neben mir, gebe bei Google den Spieletitel in Kombination mit dem Wort Komplettlösung oder Walktrough ein und bekomme hunderte von Dokumenten, die mir entspannt und ohne Rumtelefoniererei genau sagen, was zu tun ist. So auch beim Titel "VIKING - BATTLE FOR ASGARD". Ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob jemand bei Nintendo fähig gewesen wäre, mir den besten Stealthweg durch die Burg von Caldberg zu erlären... wahrscheinlich hätte ich erstmal das Wort "Stealth" erklären müssen, um danach eine moralische Grunddiskussion über die Gewaltdarstellung des Spiels abzuhalten, natürlich hochmodern in der Konkurrenzschaltung. Nintendo haben ja auch schliesslich das Rumble Pak erfunden.

So musste ich auch in Viking anfangs doch immer mal wieder einen Blick auf die Lösung werfen, um das ein odere andere übersehene Detail umzusetzen. Die Schuld liegt aber dieses Mal wirklich nicht beim Spiel - ich war lediglich zu faul, ZWischensequenzen und wichtige Dialoge mit dem nötigen Elan zu verfolgen. Wenn man die Zwischensequenzen von MGS4 gesehen hat, gibt es nicht mehr viel, was einen beeindrucken kann. Eigentlich schade.
Dennoch macht Viking einen gesunden Eindruck und weiß durchweg zu unterhalten. Drei Inseln sollen erobert werden - das macht ihr anhand von gigantischen Massen an Vikingern, die euch liebendgern helfen, riesige Burgen nieder zu reissen. Für die Mobilisierung des Axt-schwingenden Mobbs müsst ihr allerdings erstmal die ganzen Wikinger befreien. Die wurden von irgendwelchen bösen Dämonen überall auf der Insel gefangen genommen und in ziemlich miese Behausungen gesteckt. Eigentlich der ideale Fall für einen U20 Beitrag "Bastian, 17, geboren in Frankfurt Bornheim, selbsternannter Herrscher des Feuers und Mitglied der "Dämonen von Asgard" - Gang flüchtete schon in jungen Jahren aus dem eigenen Elternhaus, um sein Leben dem Böse-sein und Vikinger klauen + einsperren zu widmen. Seine Mutter Renate, 44, arbeitssuchend, ist ratlos."
So rennt man frei durch die relativ ansehlichen Landschaften, schlachtet Unmengen an bösen und noch böseren Monstern nieder und rettet Dörfer, Türme und ganze Burgen vor der schwarzen Pest. Neben eurer normalen Waffen gibts noch Zauberei, die eure Gegner wahlweise einfriert, elektroschockt oder verbrennt. Das Kampfsystem, was gerne mal zu Quick Time Event neigt, erinnert dabei immer an einen bestimmten Gott des Krieges, den ich ab dieser Stelle aber nicht erwähnen möchte. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei immer unglaublich fair - das erste Spielen auf "Schwer" zu absolvieren stellt eigentlich keinerlei Problem dar. Nach knapp 10 - 15 Stunden kann man fertig sein und ich habe mich dabei gar nicht mal so oft aufgeregt. Lediglich so manche Burgeneroberung und der letzte Endgegner haben mich einige Male kurz dazu gebracht, den Controller an die Wand zu werfen - aber ey, wir reden hier von immerhin fast 40 Euro. Dafür kann man sich momentan in England ja fast 80 Spiele kaufen.

Alles in allem ist "Viking - Battle of Asgard" ein kleiner Hit. Zum großen Hit ist es wahrscheinlich zu eintönig und leidet nicht selten unter mancher Wiederholung im Spieleablauf. Dazu sind Grafik und Sound zwar sauber, aber auch nicht spektakulär genug, um in der oberen Liga mitzuspielen. Aber darum geht es ja auch nicht immer. In erster Linie wollen wir töten und Spaß haben. Und in der Hinsicht ist "Viking" im Preis/Leistungsverhältnis ganz vorne dabei. ACh, und die Gamerscore sind en Kracher. Einfach aufmerksam auf schwer durchspielen, 1000 GS garantiert. Danke Sega!


SPIELSPASS UND PRÄSENTATION








GAMERSCORES, UM DENNIS IN DEN ARSCH ZU TRETEN






Fazit
Wicki soll sich ficki, Vi is King. HA, Wortspiel galore.


Trailer



Momentan am Günstigsten auf: amazon.co.uk
Auch erschienen für PS3
Publisher: Sega

5 Kommentare:

  1. Achja Ducktales auf NES,das war geil.

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  2. ich habe gerade gelacht. viel gelacht. sehr schön!

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  3. Servus und Guten Morgen,

    Ich habe ne gute und ne schlechte Nachricht für dich, die Gute: Definitiv der beste Testbericht von dir, man musste ich lachen! und die Schlechte: Mein Kopf tut jetzt noch mehr weh...man war das ne Nacht :D Egal.

    Witzig und ich habe mich immer gefragt, wer diese Hotlines anruft!?! Aber die halten sich ja immernoch...Auch egal.

    Hilft Eis eigentlich bei nem Kater? hmmm...

    P.S.: Das mit dem Controller kenn ich, schlecht nur, wenn es zu oft geschieht und es Sonntag ist...macht nur noch wütender ;-)

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  4. "... ähnlich wie es auch im Burger King Magazin seltsamerweise nie zu einer schlechten Kritik kommt ("Wenn ihr 'Der Tag an dem die Erde still stand' noch nicht gesehen habt, wisst ihr nicht was Kino ist!"

    es gibt viele Dinge, die nicht in meinen Kopf gehen wollen. Und unter den Top 5 steht auf jeden Fall, welche Menschen sich ernsthaft, ernsthaft, also wirklich, anhand eines Berichtes im Burger King Magazin, eine eigene Meinung bilden.

    Steht auf der gleichen Ebene mit: Wer zur Hölle kauft sich "My horse and me" ???? Zum Vollpreis ????

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  5. ach ja...sehr guter Bericht. Habe sehr viel gelacht :-)

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