Mittwoch, 8. April 2009

Trash #1: Alone in the Dark 5


Wenn ich an Alone in the Dark denke, denke ich an Uwe Boll. Der Eine mag schreiend zusammen zucken, der andere in Tränen ausbrechen (weinen, lachen, alles durcheinander) - so verschieden die Reaktionen sein werden, es wird keine Einzige dabei sein, in der solche Sätze wie "Also die Arbeiten des Uwe Boll, dass sind echte Klassiker!" oder "Uwe ist der neue James Cameron!" fallen werden. Nie und nimmer. Wer an Uwe Boll denkt, denkt an nie bestrafte Verbrechen, die offensichtliche Vergewaltigung des Spielegenres, an Aids und Krebs und an die dümmste Idee der Welt, nämlich aus einem Lightgun Shooter einen Spielfilm zu machen. Ob Postal, House of the Dead, Far Cry, Blood Rayne 1 UND Blood Rayne 2 (das UND an dieser Stelle bitte sehr langsam und laut lesen) oder auch das hier relevante Alone in the Dark.... Boll nutzte seine unendliche Kunst des Nichtkönnens und verhunzte sie alle. Die Reihe durch. Eins schlimmer als das Andere. Boll hätte selbst Metal Gear und Halo wie "Daniel der Zauberer" aussehen lassen, hätte man ihm die Regie-Erlaubnis erteilt. Aber soviel Pech könnte es gar nicht geben... zum Glück.

Als ich vor knapp 4 Jahren in der Sneak Preview des Offenbacher Cinemaxx saß, war mir Uwe Boll ehrlich gesagt noch kein Begriff. Ich freute mich sogar, als der Alone in the Dark Schriftzug über die Leinwand blitzte und meine innere Stimme sagte erfüllt von kindischem Optimismus "Das wird bestimmt ein guter Horrorfilm!" Öhm... nein.
Wenn ich heute Feinde habe, dann schicke ich ihnen keine Schläger auf den Hals oder setze peinliche Bilder von ihnen in Studi VZ online... nein. Dann schenke ich ihnen einfach die DVD von "Alone in the Dark" Das ist schlimmer als der Giftspucke Finishmove von Scorpion, da man hier noch nicht sofort tot ist. Reicht nicht? Für besonders böse Menschen gibt es ja seit einigen Monaten sogar noch das Sequel "Alone in the Dark 2". EXKLUSIV AUF DVD steht auf der Verpackung. Wow. Sowas kann man doch nur kaufen, wenn man jemanden hasst. Im schlimmsten Fall sich selbst. Aus Liebe stellt sich so etwas aber defintiv niemand in die Sammlung. Niemand!

Aber ich schweife ab: Alone in the Dark! Kannte ich nur von der PS1. Da gab es Teil 4. Hatte ich! Konnte ich aber nicht! War mir irgendwie zu schwer. Sah aber damals nett aus. Im Herbst 2008 sollte nach knapp 7 Jahren dann endlich der 5. Teil erscheinen. Die ersten Videos und Bilder waren beeindruckend, die Magazine sprachen von einem "sicheren Hit", der Vorverkauf rollte, alle Zeichen deuteten auf eine runde Sache hin.
Dann der Schock: IGN gibt dem Spiel 3.5 Punkte von 10. Hupsi. Einen kurzen Moment denke ich, dass es sich um eine Nachbesprechung des Filmes handeln muss, aber stelle dann fest, dass dieser von IGN nur 1.0 von 10 bekommen hat. Mmh. Andere Magazine im Print und Non Print-Bereich zeigen sich ähnlich kritisch wie der amerikanische Supervisor. Was ist also schief gelaufen in AITD5? Ich stelle mir diese Frage zu diesem Zeitpunkt nur einen kurzen Moment, vergesse sie dann und lege das Spiel kopfmässig über Monate in meiner "Blöde Spiele"- Schublade ab. Erst auf meiner Mission, Dennis GS in die Knie zu zwingen, fällt es mir plötzlich wieder ein... Alone in the Dark! Soll das nicht einfache Achievements haben? Play.com, 13€ incl Versand - "Hot Pick of the Week" Na dann pick das Spiel doch mal, bevor es nicht mehr so hot ist.

Die Demo gibt schon einen ersten Eindruck: Das Spiel will, aber es kann nicht so ganz. Tolle Physik, gute Ideen, keine schlechte Grafik offenbaren sich auf dem Bildschirm, aber auch ein ständiges Gefühl der Unvollkommenheit. So als hätte der Projektleiter einfach gesagt "So, alle legen jetzt ihre Stifte weg, ab jetzt fasst das Spiel keiner mehr an." Die Vollversion komplettiert dann diesen Gedanken. Alone in the Dark könnte soviel, hätte man es nur gelassen. Es macht enien fast schon traurig... sowie ein hübsches Mädchen, dass man einfach verbrannt hat. Welcher Menschenfeind hat diese Steuerung kreiert? Wieso zeigt mir die Kamera das Innere der Wand? Und welcher unglaubliche Spast hatte die Idee, in einem Horrorspiel AUTOFAHRSEQUENZEN einzusetzen? Bitte wer? Und das mit der Fahrphysik von einem dieser Wagen aus dem Eisstadion... fabelhaft. In Kapitel 2.4 möchte ich zum ersten Mal meinen Controller aus dem Fenster werfen, weil ich mit der Scheißkarre einfach nicht in den Central Park komme... nach dem ca. 50 Versuch habe ich die Strecke dann soweit auswendig gelernt und gelingt mir tatsächlich, das unerbitterliche Spielerlebnis fortzusetzen. (Warum die da sind? Keine Ahnung. Die Geschichte war flach wie meine Exfreundin, so dass ich beim Spielen meistens die Kooks gehört habe. Notiz an mich selbst: Die Kooks eignen sich nicht für die Atmosphäre von Horrorspielen)
Der Central Park wirkt anfangs noch tatsächlich faszinierend, verliert aber dann durch weiter Autofahrsequenzen an Attraktivität. Wäre die Physik auf dem Standard eines GTA4, wäre das kein Problem... aber das hier ist wie einen Holzklotz über das Teppichmuster zu schieben: Es hat nichts mit Autofahren zu tun.

Dabei kann das Spiel aber auch anders. Die Kombinationen der Waffen machen wirklich Spaß. Das Inventar ist innovativ. Die Suche der Roots of Evil entpuppt sich oftmals als spannend. Die Physik wirkt grösstenteils gelungen... gerade das Spiel mit dem Feuer. Es gibt immer wieder Momente, in denen man vergisst, dass das hier ein 3.5er Spiel sein soll. Und dann sitzt man auf einmal wieder in einem Auto und sagt ohne nachzudenken aus einem Reflex raus schreiend den Namen Uwe Boll. Was soll sowas?

Insgesamt teilt sich der 5. Teil der Alone in the Dark Reihe auf 8 Kapitel auf. Ein großer Teil davon spielt im Central Park, leider. Der Anfang findet in einem namenlosen Gebäude statt, später besucht man Abwasserkanäle, zerstörte U-Bahn Stationen, ein verlassenes Museum und am Ende ist man irgendwie kurz in einem Tomb Raider Level. Zumindest fühlt es sich so an. Die Locations können was, gerade aber der Central Park wirkt unfertig.
Wie auch Grafik und Gameplay bewegt sich der Sound zwischen 2 Fronten... zwar ist der Soundtrack orchestral und sorgt dafür, dass das bisschen Atmosphäre, was aufkommt auch erhalten bleibt... ist dann wiederum aber so schlecht synchronisiert, dass ich mich frage, ob die sowas mit Absicht machen. Jede Porno Synchro der 70er wirkt glaubwürdiger als dieses Geplänkel, was man uns hier ernsthaft als Dialog unterjubeln will. Dekonstruktivisten, diese Menschen von Atari.

Nach knapp 15 Stunden hat das Leiden dann ein Ende... der Titelbildschirm flimmert über den Flat... und gleich nochmal, weil es am Ende zwei Entscheidungen für das Finale gibt und jede davon 15 Gamerscores bringt... dafür habe ich es schliesslich gespielt. Alone in the Dark ist zuende, ich habe 950 Punkte erwirtschaftet. Juhu. Die waren total einfach... man musste es dafür lediglich einmal richtig durchspielen.

Aber hatte ich auch Spaß? Jein. Alone in the Dark 5 hat echte Muttergefühle in mir hervorgerufen. Wie ein behindertes Baby oder so etwas. Man will es nicht, aber man kann es auch nicht einfach in den Fluss schmeissen. Ein Zwiespalt. Stellenweise konnte das Spiel einem echt das Gefühl geben, nicht ganz so scheiße zu sein... schon fast... ja, fast... wie ein normales Spiel. Dazu waren die leichten Gamerscore eine zusätzliche Motivation. Hätte es die allerdings nicht gegeben, hätte ich das Spiel wohl nicht bis zum Ende durchgezogen. Man zahlt ja schliesslich auch keine 9€ für den Kinoeintritt, wenn Tara Reid nicht wenigstens mal ihre verhunzten Kunstmöpse vor die Linse hält, oder? Also.


SPIELSPASS UND PRÄSENTATION






GAMERSCORES, UM DENNIS IN DEN ARSCH ZU TRETEN






FAZIT
"Alone in the Dark 5" ist eine Frühgeburt, die wunderschön hätte werden können. Die Ansätze sind da... So ist es halt leider doch eher sehr frustierend ausgefallen... für Gamerscore-Freaks dann evtl doch sehr attraktiv, da sich hier in den ersten Stunden schon knapp 400 Punkte erwirtschaften lassen... ich hab mir in der Gesamtspielzeit von ca. 15 Stunden ganze 950 geholt und damit bleiben nur noch 9050 über, lieber Dennis... mach dich auf was gefasst!

Hier nochmal der Trailer


Infos zu "Alone in the Dark 5"
Momentan am günstigsten auf: play.com (13€ incl. Versand)
Auch erschienen für PS3, PC und Wii.


Verpasst nicht Trashspiel #2: 50 Cent - Blood in the Sand!!! Kommendes Wochenende nur hier auf "Shit - I did a videogame!"

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